Das römische Grab der Sandgrube in Omal

Ende Juni 1862 entdeckten Arbeiter, die gerade Sand aus einem kleinen Steinbruch in Omal (Geer, Lüttich) förderten, zufällig in ein oder zwei Metern Tiefe die Grabmöbel einer reichen gallo-römischen Grabstätte in der Nähe der alten Römerstraße Bavay-Tongres. Das Grab, das sich etwa 100 Meter südlich der vier ausgerichteten Gräber von Omal (Abb. 1) befand, war wie auch diese etwa von Norden nach Süden ausgerichtet. Vielleicht war es ursprünglich mit einem Hügel bedeckt – eine gewisse Ausbuchtung des Bodens legt dies nahe.

Die Objekte, die sich in einer Grube befanden, waren mit viel Abstand in zwei Reihen angeordnet. Auf der einen Seite befand sich Keramik, auf der anderen Seite Behälter aus Kupferlegierungen. Am Boden des Grabes ruhte ein Toilettenbecken aus einer Kupferlegierung auf einer dünnen Schicht aus Asche und Kohlerückständen. Es enthielt Fragmente von feinen Terrakotta-Vasen grauer Farbe. Die Untersuchung der Grabmöbel ordnet diese Grabstätte in das III. Jahrhundert nach Chr. ein

Zu den ausgehobenen Objekten zählt eine Merkur-Flasche mit langem konischem Hals und länglichem quadratischem Bauch aus dickem Glas. Unten trägt sie die Inschrift GF/HI, wobei die Buchstaben in den Ecken angeordnet sind (Abb. 2). Die Bedeutung dieser Markierung ist uns nicht bekannt. Sie könnte sich auf den Glasmacher beziehen, der dieses Glas geblasen hat, oder auch auf den Händler des Produkts, das in der Flasche aufbewahrt wurde.

Die Markierung umrahmt eine zentrale Figur im Relief, die Merkur darstellen könnte – den Gott des Handels, der dieser besonderen Art von Flasche seinen Namen gab.

Außergewöhnlich selten, enthält die Flasche noch einen großen Teil ihres ursprünglichen Inhalts – ein fettiges, klebriges, orange-braunes Material. Die physikalisch-chemische Analyse einer Probenahme wird es ermöglichen, die verschiedenen Bestandteile dieses wertvollen Produkts festzustellen: eine Salbe, ein Parfum oder ein pharmazeutisches oder medizinisches Produkt.

Jean-Luc Schütz

Konservator des Bereichs Archäologie