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Greisch: Ingenieur, Architekt

René Greisch, Bauingenieur mit Diplom von der Universität Lüttich, setzte seine akademische Ausbildung mit einer Architektenausbildung fort, die er 1955 abschloss. Im Jahr 1959 gründete er sein Ingenieurbüro. Über mehr als 40 Jahre produzierte er ein vielfältiges Werk, das vom Anspruch auf technische und formelle Perfektion gekennzeichnet ist. Unter seinen zahlreichen Tätigkeitsbereichen kann man seine Kunstwerke hervorheben, bei denen sein Know-how schnell eine Sichtbarkeit auf europäischer Ebene gewinnt. Ab den Studien für das 1968 fertiggestellte Lavoir-Viadukt hob er sich durch den Wunsch hervor, sich von den üblichen Vorgehensweisen zu lösen. Die Langerschen Balken des Albert-Kanals, das Eau Rouge-Viadukt, die Schrägseilbrücken von Lixhe, Ben-Ahin und Wandre oder auch die Fußgängerbrücke Hoge Brug in Maastricht zeugen von der Relevanz seiner Forschungen, aber auch von seinen ästhetischen Überzeugungen, die stark vom modernistischen Denken geprägt sind. Seine Virtuosität bringt dem Ingenieurbüro greisch (beg) internationales Renommee. Es hat heute 180 Mitarbeiter. Man erinnere sich daran, dass das Viadukt von Millau in Lüttich geplant wurde – eine Umsetzung, die die Farben der belgischen Ingenieurskunst trägt.

Die Bedeutung dieser großen Ingenieurarbeiten verbirgt viele der Facetten der Persönlichkeit sowie insbesondere seine Arbeit als Architekt. Allein oder im Team entwirft er Behausungen, vor allem aber kollektive Einrichtungen wie das Gebäude für drei Fakultäten der Universität Lüttich, ihre neue Fakultät für angewandte Wissenschaften, die Multifunktionshalle von Mons oder die Einrichtungen von beg im Wissenschaftspark von Sart Tilman, welche wie ein echtes Manifest erscheinen. Für viele Architektenkollegen wie etwa Bruno Albert, Roger Bastin, Bob Van Reeth oder Charles Vandenhove ist René Greisch ein kompetenter und erfindungsreicher Berater: Die Qualität und Kühnheit der technischen Lösungen, die er für die Planung ihrer Projekte vorschlägt, machen ihn zu einer Referenz in diesem Bereich.

Die Ausstellung beleuchtet nicht nur die Persönlichkeit und die Laufbahn einer herausragenden Persönlichkeit in der Geschichte des zeitgenössischen Bauens in Belgien, sondern analysiert auch die von René Greisch entwickelten Methoden und Innovationen. Die Amplitude des Blickwinkels ermöglicht es, ihn in die Entwicklung der Architektur und des Ingenieurwesens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einzuordnen sowie die Neuerungen zu messen, die er in dieses einbringt.