In Lüttich, genauer gesagt in Outremeuse, ist der 15. August ein großes Volksfest, bei der sich Marienverehrung (Prozession der Statue der Schwarzen Jungfrau der Saint-Nicolas-Kirche, „potales“) und weltliche Freuden mischen: Umzüge, Bälle, „Boûkètes“ und „Peket“ etc.
Die hier gezeigte Jungfrau mit Kind wurde von den Freunden des MARAM im Jahr 1982 erworben. Sie stammt aus der Schlosskapelle von Ponthoz (Condroz), wo sie das Pendant zu einer Statue des heiligen Hubertus bildete. Die Jungfrau ruht auf einem Sockel, welcher folgendes Chronogramm trägt: „aVe De-Cora MarIs steLLa“ (1706). Das Werk zeigt einige Charakteristika, die die Madonnendarstellung des 14. Jahrhunderts weiterführen: die vertraute Haltung des Kindes mit einer Hand auf der Brust seiner Mutter oder auch der Faltenwurf in der Mantelschürze der Jungfrau. Das Gesicht ist frei, die Stirn hoch, das Kinn markant, das Haar seitlich in zwei Wellen zurückgenommen – es tritt unter der Krone hervor und verteilt sich auf den Schultern. Es zeigen sich voluminöse V-Falten auf Höhe der Beine und langgezogene Falten zum Boden hin. Das Oberteil ist von vertikalen schlauchförmigen Falten gekennzeichnet, die in der Länge von einem breiten Gürtel unterbrochen sind.
Das Kind wird hier außergewöhnlicherweise auf dem rechten Arm getragen. Die neueste Farbgebung ist präzise durch das Chronogramm von 1706 datiert. Dieses ist als Anrufung auf dem Sockel zu finden. Die goldenen Sterne, die den blauen Mantel schmücken, erinnern an die „Stella Maris“, den Stern des Meeres, inspiriert von den Marienvespern.