Passionsdarstellungen mit Leidenswerkzeugen

Passionsdarstellungen mit Leidenswerkzeugen 
Unbekannt
GC.REL.02b.2007.30890; C 432/2007
Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jh.
Metall, Holz
H. 54 cm; Dm. 27 cm

Passionsdarstellung in Flasche

Unbekannt
GC.REL.08a.2003.32761; N 46/2003
19. Jahrhundert
Glas, Holz, Papier, pflanzliches Material
H. 20,3 cm; B. 6,5 cm

Diese beiden Passionsdarstellungen mit Leidenswerkzeugen stammen aus den Sammlungen der Abteilung für religiöse und maasländische Kunst. In der ersten werden unter einer Glaskuppel die Werkzeuge des Martyriums Christi über dem auf dem Grabtuch liegenden Leichnam präsentiert. Die zweite, in einer Flasche untergebracht, zeigt Papierfiguren der Jungfrau Maria und des heiligen Johannes zu Füßen des gekreuzigten Heilands.

Passionsdarstellungen in Miniaturform sind weit verbreitet. Sie vereinen eine Vielzahl unterschiedlicher Herstellungstechniken, Formen und Materialien. Ein weiteres Beispiel ist dieses Wachsexemplar, das in der Abteilung für Glas aufbewahrt wird.

In der Regel werden sie von anonymen Bauern, Handwerkern, Schäfern, Seeleuten, Leuchtturmwärtern, Bergarbeitern oder religiösen Gemeinschaften in ihrer kargen Freizeit hergestellt.

Leidenswerkzeuge Christi

Arma Christi (wörtlich: die Waffen/Insignien Christi) sind die symbolischen Werkzeuge der Passion Christi (die Gesamtheit der Ereignisse, die mit dem Leiden und Tod Jesu Christi verbunden sind).

Als Attribute stehen sie für den Sieg Christi am Kreuz, der durch die Auferstehung am eindrücklichsten bezeugt wird. Diese christliche Ikonografie stammt aus dem Mittelalter und war zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert sehr beliebt. Sie sind auch auf dem Gemälde Gregorsmesse aus dem 16. Jahrhundert abgebildet, das in der Schatzkammer der Kathedrale ausgestellt ist.

All diese Gedächtnisstützen helfen den Gläubigen dabei, sich auf das Leiden Christi, des Erlösers, zu besinnen. Sie sind auf verschiedenen Arten von Medien (Gravur, Gemälde, Kreuz usw.) oft willkürlich abgebildet und können auf unterschiedlichen Ebenen interpretiert werden. Manchmal sind viel davon zu sehen, selten jedoch alle. Das Passionsgeschehen im engeren Sinne umfasst eigentlich nur die Zeit zwischen der Gefangennahme Christi und seiner Kreuzigung. Die Ikonographie erweitert diesen Rahmen jedoch und schöpft aus dem gesamten Zeitraum vom Einzug Christi in Jerusalem bis zu seiner Grablegung, wobei gelegentlich auch seine Geburt mit einbezogen wird.

Geduldsarbeit

Die Flasche ist einzigartig, nicht wahr? Aber kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Ja! Natürlich kommen einem sofort die Buddelschiffe in den Sinn, die von Seeleuten mit einer Zange in Flaschen zusammengesetzt wurden! Die Technik ist dieselbe. Daher werden diese „bouteilles de la Passion“ (Passionsflaschen) auch als „bouteilles de marinier“ (Seemannsflaschen) bezeichnet. Der Grund, warum sie auch als „Geduldsflaschen“ bekannt sind, liegt auf der Hand.

Diese Tradition soll bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen, wobei auch einige wenige Beispiele aus dem späten 17. Jahrhundert überliefert sind. Einige Stücke sind sehr kostbar und auch signiert.

Diese oftmals bescheidene und anonyme Volkskunst verbreitete sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zeitgleich mit der Massenproduktion preiswerter Flaschen aus Klarglas. Sie sind unterschiedlich gestaltet und behandeln eine schier endlose Fülle von Themen, darunter religiöse und Alltagsszenen sowie Natur- und Handwerksszenen (Bergbau, Weberei usw.). Auch heute noch gibt es noch Enthusiasten, die sich an der Herstellung dieser Flaschenwunder üben.

Anekdote am Rande: Die hier vorgestellte Flasche enthielt Papain-Sirup von den Laboratoires Rouette & Perret in Paris: gegen Gastroenteritis bei Säuglingen, Verdauungs- und Ernährungsstörungen bei Kindern.

Christelle Schoonbroodt, Konservatorin

Abteilung für religiöse und maasländische Kunst, Grand Curtius

Aufstellungsort

Die Ausstellungsstücke sind im Schaukasten des Exponats des Monats zu sehen. Eingangsbereich des Museums Grand Curtius in Lüttich.

Bildunterschriften – Copyright Stadt Lüttich – Grand Curtius

Musée de Liège