Bei diesen herrlichen Gläsern stehen meisterhafte Leistung und Kunstfertigkeit im Mittelpunkt. Es handelt sich um die Herzstücke eines der schönsten Teile unser Sammlung. Das glatte, gerippte oder gefräste Glas thront auf einem extravaganten Fuß, welcher von einer oder mehreren Schlangen aus Glas gebildet wird. Das Glas ist mit filigranen roten und weißen Drehungen und mit mit Pinzetten gearbeiteten Flügelspitzen verziert. Die beiden oberen Flügel scheinen einen stilisierten Tierkopf darzustellen.
Dieser Typ von Prunkglas, das vor dem Ende des 16. Jahrhunderts in Murano entworfen wurde, wurde im Verlauf des 17. Jahrhunderts in Europa hergestellt. Tatsächlich emigrierten die Kunsthandwerker von Murano trotz der Androhung strenger Strafen mit all ihrem Fachwissen, den Geheimnissen der Herstellung und den technischen Verfahren der Glaskunst. Sie stellten Gläser nach Art der Insel her oder passten das venezianische Dekor an lokale Formen an. Durch die Archive der Lütticher und Brüsseler Manufakturen weiß man, dass die Glasmanufaktur Bonhomme diese Art von Stück erzeugte. So verkaufte Bonhomme zwischen 1659 und 1663 8000 Schlangengläser in Brüssel. Doch manche dieser Stücke konnten auch von den südlichen Niederlanden oder Deutschland importiert werden. Den Glas-Kunsthandwerkern wurden im Allgmeiner 4 Florins, d. h. 80 Sous für 24 „gut gemachte“ Stücke bezahlt.
Diese Gläser waren mit einem verzierten Deckel versehen – auch dieser mit filigranen Schlangen verziert. Diese bilden auch das wichtigste Element der hinteren Aufhängung von Weihwasserbecken, die im 18. Jahrhundert vor allem in den südlichen Niederlanden und in Frankreich hergestellt wurden.
