Der französische Maler und Anhänger des Fauvismus Maurice Marinot begeistert sich nach 1911 für die Glaskunst. Als fast 30-Jähriger beschließt er, schnell das Glasblasen sowie verschiedene traditionelle und chemische Dekorationsverfahren zu erlernen und erschafft dabei eigene Werke. Er formt Flakons, Vasen, Pokale und Briefbeschwerer und schafft es, die übliche Nutzung der Glastechniken, wie sie bei seinen Zeitgenossen vorherrscht, zu überwinden.
Er verwendet massives und dickes Material, um seine abstrakten, marmorierten oder in verschiedenen Farben gefleckten Ornamente hervorzuheben, welche durch die Hinzufügung von Metalloxidpulvern oder von Glas während des Blasens entstehen.
Die äußeren Oberflächen werden so ausgearbeitet, dass durch die Größe geometrische Formen entstehen. Zudem entstehen durch Säure geätzte Reserveflächen. Die wunderschönen Flakons, die mit einem kugelförmigen Stopfen verschlossen werden, sind mit unzähligen kleinen Blasen verziert. Diese sind häufig vergoldet oder mit Pulvern mit Farbverläufen beschichtet. Andere Flakons in sanften Formen gehören zu einem unruhigeren Dekor – mit Spuren von hauchdünnen Wolken, mit Bläschen, die auch als graue und schwarze „Schmutzflecken“ bezeichnet werden. Maurice Marinot, der durch die Schwierigkeit der Flecken, die er dazu auserkoren hatte, seinen Kreationen Form und Leben zu verleihen, erschöpft war, nahm nach 1937 die Malerei und das Zeichnen wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Glasbläserei von Bar-Sur-Seine, in welcher er arbeitete, geschlossen.
Der Künstler und Kunsthandwerker brachte frischen Wind in die Glaskunst – sowohl als Bildhauer durch die Arbeit mit dem Material, als auch als Maler und Kolorist mit seinen dekorativen Techniken. Er beeinflusste seine Zeitgenossen, aber auch junge Talente, die sich während des 20. und 21. Jahrhunderts entwickeln sollten.
- Startseite
- Die Sammlungen des Museums
- Glas
- Maurice Marinot (1882-1960) und seine neuen Glaskonzeptionen