Die Tradition hat dieses Möbelstück vor allem mit dem Namen des Fürstbischofs (1505-1538) verbunden, welcher auch ein großer Mäzen war. Passender wäre es jedoch, bescheidener von einem Waffenschrank der Lütticher Familie Donceel zu sprechen. Tatsächlich stellen diese Waffen mehr als ein wahrscheinliches Zeichen des Eigentums dar: Sie erscheinen auf dem Trumeau und auf einer von 24 Tafeln, die zusammengesetzt wurden, um die beiden Flügel dieses repräsentativen Schranks zu bilden. Die weiteren drei Wappen daneben sind jene des Heiligen Römischen Reiches, der Stadt Lüttich – mit der Anmerkung „Li ge“, die den Perron begrenzt – und von Erard de la Marck. Sie werden von einem Kardinalshut überragt, der es ermöglicht, das ganze Werk auf den Zeitraum zwischen 1521 und 1538 zu datieren.
Manchmal wurde versucht, in den zwanzig Köpfen im Profil die eine oder andere zeitgenössische Persönlichkeit oder sogar die Vorfahren des Kardinals zu erkennen. Der bekannteste von diesen war der berühmte Guillaume de la Marck (genannt „der Bärtige“), eine Art Condottiere, welcher 1485 in Maastricht enthauptet wurde, nachdem er versucht hatte, seinen Sohn Jean an die Spitze des bischöflichen Fürstentums zu bringen. Einige Historiker verwechseln ihn immer wieder mit seinem Bruder Evrard III. mit dem Beinahmen „Wildschwein der Ardennen“. Die Anwesenheit dieser beiden wichtigen Akteure der Lütticher Geschichte des ausgehenden 15. Jahrhunderts ist hier ausschließlich hypothetisch!
Die Tatsache, dass eines der zwanzig „Porträts“ des rechten Teils grafisch anders gestaltet ist, könnte auf eine Anbringung nach der Renaissance hindeuten. Es ist jedoch anzumerken, dass es sich um denselben Typ handelt wie jener, der an den Zauntüren der Namurer Kirchen von Biesme und Malonne zu finden ist. Dieser stammt unbestritten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Im Gegensatz zu jenen des 18. Jahrhunderts haben die Lütticher Möbel dieser Periode noch nicht von einer notwendigen kritischen Analyse und einem „archäologischen“ Vergleich mit anderen starken und nahen Zeugen profitiert, welche gegenwärtig im Museum für dekorative Kunst in Paris sowie im Schloss von Langeais aufbewahrt werden.
Mit diesem Meisterwerk nähert man sich einem interessanten Weg. Es ist ein einzigartiger Zeuge für Mobiliar des 16. Jahrhunderts in Lüttich, welcher auf jeden Fall aus dem Palast der Fürstbischöfe stammt. Seine zwei oberen Tafeln sind geschnitzt und stellen den heiligen Michael und den Engel beim Aufhalten von Balaam dar.