Grabstein des Chevalier Antoine

Dieses Grabdenkmal wurde 1862 vom Lütticher Archäologischen Institut erworben.  Es stammt aus dem ehemaligen Priorat von Saint-Nicolas-en-Glain bei Lüttich, das 1906 abgerissen wurde.  Die Inschrift lautet: ANTONIUS M[ILES]. Es handelt sich wahrscheinlich um die Platte, die einst das Grab des Chevalier Antoine de Bolsée, Wohltäter des genannten Priorats, bedeckte.  Der Name der Person, die Unzialschrift der Inschrift und die Typologie der dargestellten Waffen ermöglichen die Datierung auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Das Stück zeichnet sich besonders durch seine Form und die extrem raue Gravur des Bildnisses des Verstorbenen aus.
Die Trapezform leitet sich von jener der Deckel der Sarkophage des Hochmittelalters und der Romanik ab.  Das klassische rechteckige Modell setzte sich in der Folge durch, doch im 13. Jahrhundert war der Typ „Sargdeckel“, wie jener des Chevalier Antoine noch nicht verschwunden. Davon zeugen vor allem in Belgien seltene erhaltene Beispiele in den Kirchen (Houffalize, Forest, Jeneffe) und Museen (St.-Bavo-Kathedrale und Bijloke in Gent).
Die Strichgravur stellt zusammengefasst einen Ritter in Rüstung dar.  Sein geschlossener Helm schützt den Kopf vollständig.  Er trägt ein Kettenhemd, das teilweise durch ein Wappenhemd verdeckt ist, und verfügt über ein Wappenschild.  Dieses ist mit den Wappen des Besitzers verziert, in diesem Fall „Fell (blau auf weißem Grund) mit einem Zickzackmuster (rot)“. Es stimmt nicht ganz mit dem Wappen der Bolsée überein, welches „silber (weiß) mit Zickzackmuster (rot)“ ist.

Die Darstellung der Sporen ist problematisch.  Auf den ersten Blick scheinen sie Räder zu haben, die grob angedeutet sind.  Rädchensporen sind jedoch erst ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Gebrauch.   Es handelt sich hier zweifellos um eine sehr stilisierte Darstellung von spitzen Sporen mit einer Stoppstrebe, die das Risiko eines unbeabsichtigten Stechens in die Flanken des Pferdes senkt.
Schließlich ist der Ritter mit einer Lanze bewaffnet. Auf einer Seite befindet sich ein Schwert mit geradem Kiel. Dieses ist traditionell für diesen Abschnitt des Mittelalters.

Diese Bewaffnung entspricht jener der Elitekrieger, die 1213 vom Bischof von Lüttich und dem Grafen von Looz gegen den Herzog von Brabant in der Schlacht von Steppes zum Sieg geführt wurden.
Der Grabstein des Chevalier Antoine zeigt sowohl den Wunsch nach Bekanntheit der Aristokratie dieser Zeit als auch die militärische Tätigkeit, aber auch die Bescheidenheit der materiellen und kulturellen Mittel, die den weniger Wohlhabenden der Vertreter der Aristokratie zur Verfügung standen.

Année d'exécution
1e moitié du 13e siècle
Lieu
Pays de Liège
Dimensions
Ha. : 208 cm l. : 92 à 83 cm épaisseur : ca. 20 cm