Louis Leloup, geboren 1929 in Seraing, ist einer der kreativsten zeitgenössischen Künstler Belgiens und ist als herausragender Designer im Bereich der Glaskunst auf internationaler Ebene anerkannt.
Im Jahr 1947 begann Leloup 18-jährig bei den Cristalleries du Val Saint-Lambert zu arbeiten. Er erlernte den Beruf des Glasbläsers und nahm Unterricht an der Zeichenschule. Schnell beherrschte er die Kunst der Bearbeitung dieses Materials und wurde 1957 zum Leiter. Der Glasbläser setzte Kreationen von Charles Graffart und danach auch von René Delvenne um. Dabei bevorzugte er die Heißformung gegenüber des Blasens des Glases in einer Form. Im Jahr 1972 beschloss er – im Bewusstsein für seine Fähigkeiten und begierig darauf, selbst zu gestalten – als Anhänger der durch den Amerikaner Harvey K. Littleton begründeten Studioglasbewegung, sein eigenes Atelier in Seraing zu eröffnen. Frei von allen festen Vorgaben konnte er seiner Vorstellungskraft freien Lauf lassen und noch unbekannte Techniken für die Formung und Dekoration umzusetzen.
Diese (wie die berühmte „Medusa“) im Jahr 1982 erschaffene Skulptur ist Teil einer Werkserie, die besonders typisch für den Glasbläsermeister aus Seraing ist. Sie besteht aus einem Block geschliffenen Kristalls mit unregelmäßigen Konturen, der durch wiederholtes Eintauchen in Säurebäder satiniert wurde. Sie ist mit gelben und vergoldeten Metalloxiden versehen, die in die Glasmasse gegeben wurden. Das filigrane blau-weiße Dekor besteht aus einem langen Seil mit am Ende überlagerten Wicklungen in Form einer Blütenkrone. Es handelt sich um ein echtes Meisterstück der Heißformung.
Die „Blaue Alge“ wurde bei der Ausstellung „Le maître verrier Louis Leloup“ („Der Glasbläsermeister Louis Leloup“) gezeigt. Diese wurde von der Stadt Lüttich organisiert und fand vom 11. Juni bis zum 25. Juli 1982 statt. Um dem damaligen Konservator des Glasmuseums zu danken, schenkte ihm der Künstler die Skulptur.
Im Jahr 1993 beschloss der Eigentümer, sie weiter zu verkaufen und Louis Leloup fand das Stück im Auktionssaal „Le Mosan“ wieder. So kaufte es der Künstler zurück und schenkte es großzügigerweise dem Glasmuseum von Lüttich. Dabei benannte er es in „Le Cadeau“ („Das Geschenk“) um.
Numéro d'inventaire FLORA
GC.VER.08a.1993.62890 (93/3)